Wellenreiten mit Vollmondkraft

Wenn es um die Naturkräfte geht, sind die Menschen zwischen Angst und Faszination hin- und hergerissen. Sie suchen die Herausforderung, um mit diesen Kräften in Berührung zu kommen. Gleichzeitig muss jeder früher oder später diese Urgewalten respektvoll anerkennen. Sehr eindrucksvoll wird dies beim Wellenreiten sichtbar, wenn ein Mensch auf einem Surfbrett auf einer meterhohen Welle gleitet. Wenn es ihm gelingt, vor dem Wellenkamm zu bleiben und nicht von der Brechung der Welle überrollt zu werden, ist er der Gewinner, glaubt das Element zu beherrschen. Gelingt es ihm nicht, wird es meist gefährlich oder zumindest ungemütlich. Es ist ein Spiel mit dem Risiko.

In der Regel werden Wellen von Wind erzeugt, der über die Wasseroberfläche weht. Die Wassermassen türmen sich auf, sind auf dem offenen Meer sehr lang und dadurch sanft ansteigend, auch wenn die Wellenhöhe oft hoch ist. Steiler werden die Wellen dann im Uferbereich, wo sie als Brandungswellen an den Strand rollen.

Es gibt aber noch eine andere Entstehungsart von Wellen, die unmittelbar mit dem Mond zusammenhängt, sogenannte Gezeitenwellen. Dies sind Wellen, die durch die Flut ausgelöst werden und sich von einer Flussmündung flussaufwärts bewegen. Dies findet an vielen Flüssen weltweit statt, je größer der Fluss, desto höher die Wellen.

Nehmen wir als Beispiel den Amazonas. Im Februar und März führt der Fluss wenig Wasser mit sich. Wenn es dann bei Vollmond (Opposition Sonne und Mond) oder Neumond (Konjunktion Sonne und Mond) zu einer Springflut kommt, also einer starken Flut, entstehen Gezeitenwellen, die mit einer Höhe von mehreren Metern kilometerweit flussaufwärts laufen. Durch den entstehenden Lärm wird dieses Phänomen von den einheimischen Indianern »Pororoca« genannt, was »großer Lärm« bedeutet.

Die Surfer nutzen diese Wellen, um minutenlang und teilweise über mehrere Kilometer auf diesen Wellen zu reiten. Der hohe Süßwasseranteil stellt eine große Schwierigkeit dar, weil dies weniger gut trägt als Salzwasser. Auch erschweren mitgerissene Bäume und Sträucher das Wellenreiten. Zudem sind auch schon Alligatoren, Schlangen, Stachelrochen und Piranhas im Wasser gesehen worden. Es scheint also ratsam zu sein, vorher ausgiebig zu üben.

Man findet einige Filme bei YouTube, hier ein Beispiel (1:53 Min):

Da der Vollmond oder Neumond bei Tag oder Nacht stattfinden kann, wäre es interessant zu wissen, ob die »Pororoca« auch schon bei Dunkelheit gesurft wurde, dazu haben wir keine Informationen oder Bilder finden können. Dies dürfte dann im Vollmondlicht in der Tat eine beeindruckende Atmosphäre erzeugen und gehörigen Mut erfordern.

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