Die Sexstellung „Vollmond“
Nun wird es heiß, denn es gibt sie tatsächlich: die Sexstellung, die sich „Vollmond“ nennt, zumindest in der deutschen Sprache. Nicht überall wird sie so genannt, im Englischen spricht man beispielsweise von „Reverse Cowgirl“. Das macht neugierig …
Bei dieser Stellung liegt ein Partner auf dem Rücken (in der Regel der Mann) und der andere Partner (in der Regel die Frau) sitzt in hockender Stellung auf ihm, wobei sie der liegenden Person den Rücken und damit das Gesäß zuwendet.
Warum nennt sich diese Stellung im deutschen Sprachgebrauch „Vollmond“? Es ist gut vorstellbar, dass der Blick auf den prachtvoll anzusehenden Allerwertesten an den runden Vollmond erinnert und so dieser Stellung ihren Namen gegeben hat. Es gab wohl so manche Poeten im Land der Dichter und Denker, die nicht nur das Schreiben im Sinn hatten. Oftmals wird die Position allerdings auch – gänzlich unpoetisch – als „umgekehrte Reitstellung“ bezeichnet, so ist auch der englische Name zu erklären, wobei dieser durch das hinzugefügte „Cowgirl“ durchaus amüsante Assoziationen weckt.
Uns hat interessiert, ob diese Sexposition bereits in alten Dokumenten oder Darstellungen zu finden ist, denn praktiziert wird sie sicherlich von jeher, in dieser Beziehung ist der Mensch ja erfinderisch. Es gibt einige künstlerische Darstellungen, hier zum Beispiel eine Zeichnung des ungarischen Malers Mihály Zichy aus dem Jahr 1911.
Auf antiken Vase, in Reliefs und als Skulpturen konnten wir die Stellung bisher nicht entdecken, hier bedarf es wohl einer ausführlicheren Recherche. Im Kamasutra, dem vielleicht ältesten Text zur erotischen Liebe, werden zwar viele Stellungen und Details des Liebesaktes beschrieben (und das Buch ist bekanntlich viel mehr als nur das!), die oben genannte Position wird aber nicht erwähnt. Zwar findet man im Internet mancherorts die Beschreibung einer Stellung „Tigress“, die mit Kamasutra betitelt wird und die sehr ähnlich aussieht. Die Autoren scheinen aber mehr auf den werbewirksamen Effekt des Begriffs „Kamasutra“ abzuzielen, als auf den historischen Bezug. Nach unserer Recherche und Durchsicht des Originaltextes des Kamasutra, insbesondere Teil II, Kapitel 6, ist die umgekehrte Reitstellung dort nicht zu finden.
Es wird wohl vieles im Geheimen bleiben, insbesondere die Frage, wer bei all dem den Vollmond ins Spiel gebracht haben könnte. Jedenfalls ist dies in diesem Zusammenhang eine inspirierende Wortwahl.
Wer mehr an den praktischen Aspekten dieser Thematik interessiert ist, findet dazu sicherlich Gelegenheit – am besten im Vollmondlicht, das schon so manches Liebespaar verführt hat …