„Tsukimi“: Mond-Betrachtung in Japan
In Japan existiert ein Brauch, der „Tsukimi“ oder auch „Otsukimi“ genannt wird, was wörtlich „Mond-Betrachtung“ bedeutet (tsuki = jap. Mond). Diese Tradition geht bis in die Heian-Zeit (794–1192) zurück, in der sich die japanische Kultur und Künste in hohem Maße verfeinerten. Damals wurden Elemente des chinesischen „Mid-Autumn Moon Festival“ in Japan eingeführt und hierzu im achten Sonnenmonat (der nach unserem heutigen Kalender dem September entspricht) Feste gefeiert und Rituale abgehalten.
Um den Mond zu ehren, versammelte sich der kaiserliche Hof und es wurden kurze Gedichte im Vollmondlicht rezitiert. Es war auch üblich, auf Booten übers Wasser zu fahren, um so den Vollmond und seine Spiegelung noch intensiver zu erleben.
Der Brauch hat sich gehalten, wenngleich es heute moderner zugeht und wohl weniger Gedichte zu hören sind. Japanische Familien und Freunde treffen sich an einem Platz, an dem der Vollmond gut zu sehen ist und dekorieren diese Stelle mit Pampasgras. Es wird zusammen gegessen und gefeiert. Dazu gehören Tsukimi-Gerichte, wie zum Beispiel Tsukimi dango (japanische Reisbälle), Taro (Wasserbrotwurzel), Esskastanien und Edamame (unreif geerntete Sojabohnen). Es wird Sake (Reiswein) gereicht und auf einen gewinnbringenden Herbst gehofft.
So führt der Vollmond die Menschen zusammen.
Man kann allerdings gut erkennen, wie die ursprünglich mystischen Bräuche oberflächlicher werden und kommerzieller: Fast-Food-Ketten in Japan bieten im September und Oktober z.B. Tsukimi-Burger (Spiegelei-Sandwiches) an. Mit dem Mond hat dies nur noch sehr wenig zu tun, das Eigelb erinnert eher an die Sonne …
Hauptsache, es schmeckt?
Foto (Mitte): Wikipedia/katorisi