Ich denk‘ an Dich bei Vollmond
Dieser Artikel ist für alle Liebenden, die weit von einander entfernt sind – vielleicht durch eine Reise, vielleicht durch die Lebensumstände.
Manchmal muss man lernen, die räumliche Entfernung nicht als innere Distanz zu erfahren. Aber obwohl man sagt, dass Liebe Zeit und Raum überwindet, hat man doch im Innersten die Sehnsucht nach Nähe, die sich trotz aller vernünftiger Gedanken nur schwer beiseite schieben lässt. Ein Kuss am Telefon ist eben nicht das Gleiche, wie der Moment, in dem Lippen sich berühren.
Um also die Ferne erträglicher zu machen, kann eine Gemeinsamkeit helfen, etwas, was der Sehnsucht eine Richtung geben kann, ein bestimmter Zeitpunkt, der wie ein gemeinsames Versprechen die Reise begleitet. Was liegt da näher, als den Moment des Vollmonds zu wählen, um aneinander zu denken. Wir haben über die Jahre hinweg Zuschriften von vielen Menschen erhalten, die sich dieses Versprechen gegeben haben.
Im Film »Das Leuchten der Stille« aus dem Jahr 2010 findet sich das wieder. Der amerikanische Soldat John und seine Geliebte Savannah sind durch Johns Stationierung und Einsatz im Irak getrennt. John schreibt in einem seiner Briefe:
»But it’s a full moon here tonight which makes me think of you, because I know no matter what I’m doing, no matter where I am, this moon will always be the same size as yours, half a world away.«
[»Heute ist Vollmond, das lässt mich an Dich denken, denn ich weiß, egal was ich tue oder wo ich bin, dass dieser Mond immer die gleiche Größe haben wird wie bei Dir, am anderen Ende der Welt.«]
Es gibt auch einen Bezug zur Literatur in Person des deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). In seinem Vollmond-Gedicht »Dem aufgehenden Vollmonde« vom 25. August 1828 [*] schreibt er von der Geliebten in der Ferne, deren Liebe er sich durch den Anblick des Vollmonds versichert fühlt:
»… Zeugtest mir, daß ich geliebt bin,
Sei das Liebchen noch so fern …«
Man nimmt an, dass sich dieses Gedicht an Marianne von Willemer (1784-1860) richtete, die Ehefrau eines befreundeten Bankiers, die Goethe 13 Jahre zuvor mehrfach getroffen hatte und in die er sich wohl im Geheimen verliebt hatte. Bei einem dieser Treffen im September 1815 [**] hatten die beiden sich angeblich das Versprechen gegeben, bei Vollmond aneinander zu denken. In Goethes Gedichtsammlung »West-östlicher Diwan« (1819) wird dies auch erwähnt:
»… Euch im Vollmond zu begrüßen.
Habt ihr heilig angelobet,
Dieses ist der Augenblick.«
(Vollmondnacht, Buch Suleika, Teil 110)
Wir möchten alle Menschen, die voneinander getrennt sind, ermuntern, bei Vollmond an den anderen zu denken. Wenn Sie für unser Vollmond-Memo eingetragen sind, werden Sie jeden Monat an diesen Zeitpunkt erinnert. Und ihre Liebe hat fortan einen stillen Freund am nächtlichen Himmel.
[*] Vollmond war am Montag, 25.08.1828, 05:30:00 Uhr
[**] Vollmond war am Montag, 18.09.1815, 16:08:06 Uhr
Das Zitat ist wunderschön! Ich sitze im windigen, kühlen Berlin und schicke mal eben ein Gedicht für alle, die auch nicht zu ihren Liebsten fliegen können:
Gruß an Samuel
Von Xenia D. Cosmann
Mein vielgeliebtes Kind,
Du bist mir unerreichbar.
Ich sehne mich nach deinem Angesicht,
dem Lächeln Deines Mundes,
Wenn Du träumst,
Dem Licht der Freude,
Das ich so oft in Deinen Augen sah.
Du bist sehr weit entfernt,
Nicht wie der volle Mond,
Doch schwieriger zu schauen heute!
Ich setze mich am klaren Abend
an das Fenster,
durch das der Mond
Dieselben Silberstrahlen schickt,
wie in dein Bett.
Es ist das gleiche helle Licht,
das Licht der Freude,
das ich so oft in Deinen blauen Augen sah.
Während ich im Garten sitzend verzaubert den Vollmond male, der größer und heller als jemals zuvor scheint und Alles in einen sanft silbernen Glanz taucht, fliegen meine Gedanken hinauf zu dir. Wir haben versprochen, uns dort oben zu treffen. Ringsum ist zärtliches Schweigen, doch in weiter Ferne höre ich die friedliche Stille deinen Namen raunen.
Schöner Beitrag – schöne Gedanken!
Und wenn der Mond im Süden seine Bahnen durch meinen Garten zieht, dann sitze ich garnz ruhig da und denke ich an dich. Von nun an soll er deinen Namen tragen und mit deinen Augen mich durch die Dunkelheit begleiten. So schaue ich hinauf und der silbrigen fahle Schein trägt dein Gesicht.