»Wolkengespenster« von Richard Riemerschmid

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Richard Riemerschmid (1868–1957) war ein deutscher Künstler und Architekt und ein wichtiger Vertreter des Jugendstils. Er war auch im Kunsthandwerk tätig, gestaltete Möbel, Stoffe, Tapeten und Geschirr und war Mitbegründer des Deutschen Werkbunds – einer Vereinigung von Künstlern, Architekten und Unternehmern.

Riemerschmid gelangte nicht zu großer Berühmteit und auch seine Bilder sind nicht in den ganz großen Museen der Welt zu finden. Ein Werk allerdings erscheint uns aus Vollmondsicht besonders erwähnenswert, es ist das Bild »Wolkengespenster« aus dem Jahr 1897.

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Man sieht den Vollmond am Nachthimmel, der von Wolken durchzogen ist. Aus den Wolken bilden sich schemenhaft Figuren. Man erkennt eine Frau, die von einem Mann verfolgt wird, wobei nicht klar ersichtlich ist, welcher Art diese Jagd ist, ob sie spielerisch oder bedrohlich gemeint ist. Der Kopf und die Haare der Frau sind direkt vor dem Vollmond und verschmelzen mit dem Mondlicht zu einer magischen Einheit. Der Mann kommt aus den dunklen Wolken hervor, streckt seine Arme aus, um die Frau zu erreichen. Es ist eine archaische Szene starker symbolischer Kraft, das Männliche versucht das Weibliche zu berühren, ein Wechselspiel der Geschlechter in einem flüchtigen Augenblick. Der Titel »Wolkengespenster« erinnert uns gleichzeitig daran, dass es sich um eingebildete Erscheinungen handelt.

Das Bild hat eine besonderen Stellenwert unter den Vollmondgemälden, da es den Mond nicht nur als Himmelskörper darstellt, sondern als Symbol nutzt, um eine Geschichte zu erzählen und Fragen zu stellen. Darin liegt der tiefere Sinn von Kunst.

1 Kommentar

  1. Werner Schupkes | 20. Februar 2016

    Danke für Bild und Deutung!

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