Der Vollmond, das Auge und das Rasiermesser im Film »Ein andalusischer Hund«

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Dieser Klassiker des surrealistischen Films (im französischen Original »Un chien andalou«) von Luis Buñuel und Salvador Dalí aus dem Jahre 1929 rief bei seiner Veröffentlichung in Paris sehr unterschiedliche Reaktionen hervor. Auch aus heutiger Sicht polarisiert der Film, wobei die Anerkennung seines künstlerischen Wertes unbestritten ist.

Das ca. 16-minütige Werk besteht aus einer Aneinanderreihung von einzelnen Sequenzen, die verschiedene Begegnungen von Männern und Frauen zeigen. Es sind traumartige, symbolhafte und teilweise absurde Szenen, die keine Handlung im klassischen Sinn ergeben. Dennoch bildet der Film so etwas wie eine Entwicklung ab, die aber wetgehend unverständlich bleibt.

Die berühmteste Szene ist die Eingangssequenz, in der ein Mann (gespielt von Buñuel selbst) ein Rasiermesser schärft, auf einen Balkon tritt und in den nächtlichen Himmel blickt. Man sieht den Vollmond, dann, wie er selbst in seiner Fantasie oder ein anderer Mann (erkennbar an der Krawatte) das Rasiermesser einer vor sich sitzenden Frau an das Auge führt. Ein schmales Wolkenband zieht am Vollmond vorüber. Dann ist wieder das Rasiermesser zu sehen, wie es durch das Auge schneidet … eine gallertartige Masse quillt heraus.

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Der Vollmond und das Auge, die Wolke und das Messer … die Bilder werden von argentinischer Tangomusik begleitet, was in starkem Kontrast zur Dramatik der Szene steht. Eine Verletzung der Augen ist für alle Menschen eine traumatische Vorstellung, insofern thematisiert diese Szene eine Urangst der Menschen und trifft den Zuschauer in seiner Verletzlichkeit.  Die Tatsache, dass Buñuel für den Film das Auge einer toten Kuh benutzte ist beruhigend (und auch erkennbar wenn man sich zum Vergleich heutige Film-Effekte vergegenwärtigt), es bleibt dennoch ein unangenehmes Gefühl dabei.

Luis Buñuel und Salvador Dalí hatten sich für diesen Film von ihren Träumen inspirieren lassen – ein wichtiges Moment surrealistischer Kunst – und erlangten durch dieses Werk große Bekanntheit. Es ist die Darstellung von Leben und Tod, von Erschaffung und Zerstörung, die sich hier widerspiegeln. Der Vollmond als Symbol der Ganzheit, die Gefahr läuft, zerstört zu werden, spielt eine entscheidende Rolle.

P.S.:
Da der Film eine Altersfreigabe von 16 Jahren hat (Prüfung 2010), werden wir ihn hier nicht direkt zeigen.

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