Der Fluch

Dämmerung,
der Vollmond hell,
die Nacht ist jung,
die Träume grell.

Vor dreißig Tagen,
Vollmond klar,
mich Träume plagten,
ein Wolf ich war.

Am Tag darauf,
im Dorf erzählt,
eine Bestie stand auf,
mit der Nacht vermählt.

In besagter Nacht,
bin zwanzig geworden,
Angst mich bewacht,
tief in mir verborgen.

Seit zehn ich bin,
ein Fluch auf mir lastet,
eine Alte fiel hin
und ist ausgerastet.

Ich verwehrte die Hand,
doch ihr Bein gebrochen,
nicht die Wunde verband,
so die Alte gesprochen.

„Dich verfluche ich,
für dein Unterlassen,
da nur denkst an dich,
den Mond du sollst hassen.

Ab dem zwanzigsten Jahr,
in deinem Leben,
siehst, dass es schlecht war,
mir die Hand nicht zu geben.

Jede Vollmondnacht,
irrst als Wehrwolf, im Land,
dem ein Ende gemacht,
wenn dies Rätsel, du erkannt.

In der Hektik, unserer Zeit,
man eine Tugend vergisst,
zu ihr du nicht bereit,
doch sie Lösung ist.

Sobald die Tugend nennst,
wieder in Frieden kannst leben,
dich nur einmal, nicht bekennst,
dein Menschsein hast vergeben.“

Güte ich ihr nannte, 
doch der Fluch bei mir nicht bricht,
obwohl die Lösung kannte,
bekannte ich mich nicht.

Viele Jahre sind vergangen,
Menschen ich ins Grab gebracht,
seither im Wolf gefangen,
in jeder Vollmondnacht.

Michael Werner


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