Septembervollmond

Deine blutrote Frucht am Himmel lässt meine Seele wallen,
ziehst mich langsam in sehnsuchtsvolle Fernen,
und während auf Nebelfeldern die Schreie der Krähen hallen,
mache ich mich voll Nostalgie auf die Reise zu den Sternen.

Der Wind in den Weiden mit leidvollem Flötenton pfeift,
und während ich dir zu den Zielen unserer Träume folg’,
mein Blick über die Landschaft voller Früchte schweift,
aus der Erde erhebt sich Gesang und Wispern vom kleinen Volk.

Faunen und Elfen tanzen den Abschiedstanz
auf das Sommerlicht, die Abende in lauer Luft,
ich gebe mich der Saudade* hin und folge ihr ganz,
wie sie leise mit trister Stimme nach mir ruft.

In allergrößter Sommerhitze bin ich dir nachgefahren,
per Anhalter, mit dem Bus und mit der Bahn,
stets wollte ich unser Sommerglück in einer Glaskugel bewahren,
doch es stellte sich heraus als mein eigenster Liebeswahn.

Unsere Liebe war vorbei schon bevor sie begann, 
nur suchen konnte ich dich, aber nicht finden
der Sand in der Uhr uns zwischen den Händen zerrann
ich musste den unvermeidbaren Abschied verwinden

Nur die Tasche voll Muscheln und Meeresduft habe ich behalten,
das Bild, das ich mir von dir machte statt einer Fotografie,
und während im Regenwasser meine Füße erkalten,
erfüllt mich diese tiefe Melancholie.

Es sind die Altweiberfäden vergangener Träume,
die als Gespinst sich legen über meine Gedanken,
sie bringen die braungefärbten, blattlosen Bäume
ebenso wie meinen Gang zum Wanken.

Septembervollmond, nimm mich mit auf die Reise,
hilf, auf die andere Seite des Sommers zu fliegen,
auf eine zauberhafte, unendliche Weise
werden du und ich ganz nah am Meeresstrand liegen.


* Saudade (portugiesisch): Sehnsucht nach dem Geliebten, einem anderen Leben, Fernweh, Heimweh  

Heike van den Bergh


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