Stille
Das eiserne Tor quietscht, als ich versuche mich hindurchzuschleichen, es kommt mir vor als müssten alle Leute in der Umgebung davon wach geworden sein. Leise schleiche ich mich durch die Schatten, um nicht gesehen zu werden. Ich suche den einen Stein, den ich im Traum gesehen habe. Der Mond erhellt den Großteil des Platzes, obwohl er sich scheinbar hinter einer großen knochigen Weide verstecken will. Rastlos und doch in ein Gewand aus Stille gehüllt schreite ich über den Acker der Toten. Ich erschrecke als die Kirchenglocke erklingt – es ist bereits 2 Uhr nachts. Ich habe den Stein erreicht, den einen. Mehrmals schon träumte ich von diesem Ort, ohne je zuvor dort gewesen zu sein. Ich lese die Inschrift, ein Ehepaar liegt unter mir. ich setze mich und lehen mich an den Stein – eine Welle innerer Befriedigung überwältigt mich. Eine etwas größere Spinne krabbelt mir über die Hände, doch merkwürdigerweise empfinde ich keinen Ekel. Ich genieße die unglaubliche Stille die mich umgibt, bis ich schließlich wieder einschlafe.
Ich habe recherchiert und herausgefunden, dass dieses Paar entfernt verwandt mit mir ist, über einen Ast im Stammbaum, der von Familienmutgliedern aus unbekannten Gründen so gut wie nie erwähnt wurde. Inzwischen bin ich fast jede Vollmondnacht an dieser Stelle anzutreffen.