Stille

In einer wunderschönen Sommernacht bei Vollmond saß ich mit meinen Freunden Ansgar und Bernie an einem See in Mecklenburg-Vorpommern. Hinter uns lag der Campingplatz auf dem wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten und wir waren bester Laune.

Angeregt durch den Mond philosophierten wir über Gott und die Welt. Wie gut es doch den Indianern und anderen Völkern ging, bevor sie entdeckt wurden. Sie lebten im Einklang mit der Natur und waren selbst ein Teil davon, ohne die Natur aus dem Gleichgewicht zu bringen … tja, bis irgendwann ein Segelschiff
am Horizont erschien und den Naturvölkern die Zivilisation aufdrängte. Das war der Augenblick als ich sagte: „Seid mal ganz ruhig. Hört ihr was?“

Wir hielten die Luft an und horchten in die Nacht hinein ……………… Nein, niemand hörte etwas. Man konnte nichts hören, da es keinen Laut gab, der gehört werden wollte.
Selbst der See vor uns lag da wie ein Denkmal. Auch vom Campingplatz kam kein Geräusch. Und der Platz war nicht gerade klein. Wo waren all die Schnarcher hin, die sonst für
das nächtliche Schnarchkonzert auf dem Platz sorgten? Es war Totenstille. Kein Laut … nichts … aber auch gar nichts war zu hören. Und über all dem der Vollmond.

Als wenn er alle Geräusche aufgesaugt hätte und uns somit eine unvergessene Nacht präsentieren wollte. Doch was war das? Inmitten der Stille hörten wir plötzlich ein Grummeln … und wir mußten alle Lachen.

Bernies Magen meldete sich und durchbrach die nächtliche Stille. Das Erlebnis nichts zu hören war so faszinierend, daß wir noch ein paar Versuche unternahmen um uns in absolute Stille zu versetzen.

Es funktionierte immer nur so lange, wie der Magen von Bernie es wollte. Aber es reichte aus um diese Vollmond-Nacht unvergessen zu machen.

Ich komme aus dem Ruhrgebiet, das sagt schon alles. Stille, wie ich sie am Plauer See erlebt habe, kenne ich nicht. Im Ruhrpott ist immer ein Geräusch. Seit dieser Nacht habe ich mich in den Mond verliebt.

Ich beobachte ihn, verfolge seinen Lauf und kann es gar nicht bis zur nächsten Vollmond-Nacht abwarten. Er hat für mich etwas ganz faszinierendes und mystisches an sich. Er ist seitdem mein zweitbester Freund.

Rainer B.

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