Der Vollmond der Aborigines

In Australien, dem „südlichen Land“ (lat. terra australis), scheint der Mond seit Jahrtausenden für seine Ureinwohner, die Aborigines (auf Englisch: „Aboriginal Australians“). Schätzungen zufolge bewohnen diese den Kontinent seit mehr als 50.000 Jahren, während die Besiedlung durch die Europäer erst vor 200 bis 400 Jahren begann. Wir wollen ein paar Bezüge zum Vollmond herstellen, die diese faszinierende Kultur mit sich bringt, der – wie vielen anderen – im Verlauf der jüngeren Geschichte viel Unrecht widerfahren ist.

Die Aborigines waren und sind kein einheitliches Volk, sondern bestehen aus vielen verschiedenen Stämmen, die sehr unterschiedliche Gebräuche entwickelten, wenn auch ihre Lebensweise vom Sammeln, Jagen und Fischen geprägt war. Sie haben die Himmelskörper beobachtet und gelten als eine der ersten Kulturen, die astronomische Betrachtungen durchführten.

Die Yolngu (ein Stamm im Nordosten des Landes) erzählen folgende Legende: Der Mondmann Ngalindi durchläuft mit jedem Mondzyklus eine schicksalhafte Entwicklung. Zunächst schlank (abnehmender Mond), dann immer dicker werdend (zunehmender Mond und Vollmond), wird er schließlich von seinen Frauen mit der Axt (die abnehmende Mondsichel) verletzt, flüchtet und stirbt schließlich an seinen Wunden (Neumond). Mit Beginn des neuen Mondzyklus beginnt auch diese Entwicklung immer wieder von Neuem.

Die Boorong (ein Stamm im Nordwesten) sahen im Mond Mityan ebenfalls einen Mann, der versuchte, die Frau eines anderen zu verführen und sich seitdem auf der Flucht durch das nächtliche Firmament befindet. Der Mond wird aus Sicht dieser Ureinwohner auch durch ein dort beheimatetes Tier, den Beutelmarder repräsentiert. Die Zeichnung seines Fells zeigt Flecken, die als Mondsicheln, Halb- und Vollmonde gesehen werden können.

Es ist interessant, dass auch bei diesen Legenden, ebenso wie bei den Inuit im hohen Norden der Mond männlich ist. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass je nach Kultur und Sichtweise beide Geschlechter im Mond enthalten sein können.

Der Vollmond in Down Under ist heute nicht viel anders, als in anderen Ländern oder Kontinenten. Wenn man aber genau hinhört, wird man vielleicht den einen oder anderen leisen Klang der Aborigines vernehmen, die das geheime Wissen der Natur in ihren Herzen tragen …

1 Kommentar

  1. Gabriele Steiger | 2. August 2011

    tolle Geschichten und das Photo vom Urulu im Mondlicht ist wunderbar

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