Tsunami bei Vollmond?

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Immer wieder wird versucht, eine Verbindung herzustellen zwischen den Mondphasen und Naturkatastrophen. Soweit uns bekannt ist, ist es bisher nicht gelungen, einen ursächlichen Zusammenhang herzustellen oder zu beweisen. Auffällig ist das  bekannte Erbeben und der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004, das bei Vollmond stattfand. War das ein Zufall? Gab es andere Tsunamis, die bei Vollmond passierten?

Ein Tsunami ist eine große Wasserwelle, die in der Regel durch unterirdische Seebeben oder durch Abrutschen großer Erdmassen ins Meer verursacht wird. Solche Wellen sind im tiefen Wasser zunächst flach, bewegen sich schnell wie ein Flugzeug und türmen sich im flachen Küstenbereich zu riesigen Wellen auf mit Höhen von 50 Metern oder mehr. Die daraus resultierende Zerstörungskraft hinterlässt eine katastrophale Wirkung und fordert tausende von Menschenleben.

Wenn man den Zusammenhang mit dem Mond untersucht, denkt man zunächst an Ebbe und Flut, die bekanntlich durch den Mond verursacht werden. Es gibt an Vollmond und Neumond (bei Opposition bzw. Konjunktion von Sonne und Mond) außerdem sogenannte Springfluten, die im Bereich von Flußmündungen Gezeitenwellen erzeugen können. Diese Phänomene reichen allerdings nicht für einen Tsunami aus. Und Erdbeben und Erdrutsche haben keine Verbindung zum Mond.

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Wenn man davon ausgeht, dass es KEINEN Zusammenhang zwischen Vollmond und einem Tsunami gibt, dann müsste die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Ereignis ZUFÄLLIG bei Vollmond (+/– 12 Stunden) stattfindet etwa 3,4 % betragen (also 1 geteilt durch 29,5 Tage des Mondzyklus). Erweitert man den Zeitraum auf +/– 24 Stunden rund um den Vollmond, wäre die Zufallswahrscheinlichkeit 6,8 % (also 2 geteilt durch 29,5 Tage).

Wir haben zwischen 1905 und 2011 insgesamt 22 große, dokumentierte Tsunami-Katastrophen gefunden. Statistisch gesehen dürfte nicht einmal eines dieser Ereignisse +/– 12 Stunden rund um Vollmond stattgefunden haben (3,4 % mal 22 = 0,75 Ereignisse) und nur etwa 1,5 Ereignisse +/– 24 Stunden rund um den Vollmond (6,8 % mal 22). Es war aber eine Katastrophe mit nur 1 Stunde Zeitdifferenz zum Vollmond und insgesamt 4 Katastrophen im Zeitraum +/– 24 Stunden, was einer Trefferquote von 18,2 % entspricht … beachtlich, gemessen an 6,8 % Zufallswahrscheinlichkeit!

Tsunami Salomonen
Erdbeben 01.04.2007, 20:39 Uhr (UTC)
Vollmond 02.04.2007, 17:15 Uhr (UTC)
Differenz ca. 20,6 Stunden

Tsunami Indischer Ozean
Erdbeben: 26.12.2004, 00:58 Uhr (UTC)
Vollmond: 26.12.2004, 15:06 Uhr (UTC)
Differenz ca. 14,1 Stunden

Tsunami Japan
Erdbeben: 26.05.1983, 03:00 Uhr (UTC)
Vollmond: 26.05.1983, 18:47 Uhr (UTC)
Differenz ca. 15,8 Stunden

Tsunami Alaska (»Karfreitagserdbeben«)
Erdbeben: 28.03.1964, 03:36 Uhr (UTC)
Vollmond: 28.03.1964, 02:48 Uhr (UTC)
Differenz ca. 0,8 Stunden

Nun bräuchte man einen Statistik-Experten, der sagen kann, wie man so eine hohe Trefferquote erklären könnte und sagen, ob das signifikant für einen Zusammenhang von Tsunamis mit dem Vollmond sprechen könnte. Wenn jemand hier mitliest, das dazu etwas sagen kann, kann gern unten in den Kommentaren etwas posten.

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Außer den vielen Menschenopfern und schicksalhaften Einschnitten in die Leben so vieler Menschen, gibt es auch geophysikalische Folgen aufgrund dieser gigantischen Beben. Forscher der NASA fanden heraus, dass aufgrund der bewegten Erdmassen beim Beben von 2004 sich die Länge der Tage um 2,68 Mikrosekunden verkürzt hat. Zusätzlich gab es eine zwei Zentimeter Verschiebung der Erdachse. 15 kleinere Inseln der Andamanen und Nikobaren versanken aufgrund der Verschiebung der tektonischen Platten.

Hoffen wir, dass wir alle in Zukunft verschont bleiben vor den Auswirkungen solcher Katastrophen. Die Frühwarnsysteme werden glücklicherweise immer besser …

5 Kommentare

  1. walli | 12. August 2014

    Gut kommentiert, doch ist es denn soo wichtig?
    Gestern sah ich den wunderschönen Vollmond am etwas trüben Abendhimmel. Ansehen, das All bewundern __Das ist alles was erfreut. Was brauche ich Daten, wann es wieder Vollmond sein wird und und und!

    Guten Abend und bitte den Mond nicht anbeten!!! Das ist W I C H T I G !
    ER ist nicht G O T T ….
    ER wird keinen Wunsch erfüllen und es ist nur eine Anmaßung, einen Himmelskörper anzubeten!

  2. Mary | 8. August 2014

    Lieber Jörg & Pat,
    ich bin keine Statistik-Expertin, kann aber als Mathematikerin da leider sofort die menschliche Lust auf Zusammenhänge, Verschwörungen, Mysterien … zerstören, oder zumindest unterminieren. Nur drei ganz kurze Dinge, die sofort verständlich sind, hoffe ich:

    * Du erweiterst den Zeitraum auf +/- 24 h, das sind dann DREI Tage, nicht zwei. 3/29,5, entsprechend der oben genannten „Rechenlogik“, also ein Zwölftel des Monats, ergibt eine Wahrscheinlichkeit von über 10 %. In irgendeinem Zwölftel des Monats „muss“ ja der Tsunami, das Erdbeben, die Hochzeit von Prinzessin Viktoria … immerhin stattfinden.

    * Die von dir berechnete WSK (die man so auch nicht ausrechnen kann, aber das ist eine andere Geschichte, du triffst schon jede Menge Vorannahmen, damit dieses Rechnergebnis herauskommt *g*), liegt also gar nicht so weit weg. „Nicht so weit weg“ –> Wenn du (nur) 30 Tsunamis untersuchst, liegt die Fehlerwahrscheinlichkeit, d. h. das REALISTISCHE Intervall um „deine“ Wahrscheinlichkeit, bei +/-10%. D. h. eine Wahrscheinlichkeit von 0% – 20% ist „normal“ (zu 98 % erwartbar)! (Deine 18 % liegen im absolut ERWARTBAREN Bereich.) Da gibt s ein weit verbreitetes Missverständnis über die WSKts-Rechnung: Nur, weil „18 %“ rauskommt, heißt das ja nicht, dass das eine immer eintretende Prognose ist, eine WAHRE, die eintritt, die in den nächsten 100 und 200 und 300 Jahren WIEDER eintritt. Die WSK-Rechnung kann nur (für viele !!! 100erte!) Ereignisse ein realistisches Intervall angeben, das zu erwarten ist.

    * Das eigentlich Missverständnis liegt aber überhaupt in der Ausgangsfrage: Was bedeutet „Zusammenhang“? Heißt das, immer wenn Vollmond ist, gibt’s eher einen Tsunami? (Es gab aber zwischen 1905 und 2011 jede Menge Vollmonde ohne Tsunami.) Oder geht der Zusammenhang so: Immer, wenn ein Tsunami ist, erzeugt er auch Vollmond? 🙂 Und nur, weil’s eine tatsächlich berechenbare Korrelation GÄBE, heißt das noch lange nicht, dass das ein KAUSALER Zusammenhang ist – und hier liegt eben der größte Bruch zwischen menschlichem Denken (das kreativ ist, sich über Geschichten freut, nach Zusammenhängen und magischem Zufall und Koinzidenz sucht) und wissenschaftlicher Nachweisbarkeit von Zusammenhängen (in denen all diese Ereignisse mit einem Wisch als völlig unsignifikant nachgewiesen werden …). Ich empfehle einen vergnüglichen Blick auf diese Seite, SPURIOUS CORRELATIONS, http://www.tylervigen.com/?utm_content=buffer1c397&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer, auf der genau dieser Diskrepanz Rechnung getragen wird: Ja, wenn man gezielt und ohne theoretischen Hintergrund, nur aus LUST auf Zusammenhang danach sucht, dann findet man IMMER einen Zusammenhang (mathematisch logisch und leicht beweisbar): Die Sonnenfleckenaktivität korreliert mit den Börsenkursen. Die Anzahl der Nicolas-Cage-Filme korreliert mit den Ertrinkungstoden im Privatpool. In der Bibel findet man Wortfolgen, die die Zukunft vorhersagen … 🙂

    Das alles heißt aber nicht, dass die VERMUTUNG nicht doch richtig wäre! Jede wissenschaftliche Erkenntnis muss doch mit so einer Vermutung, einer Intuition, einer vermeintlichen Auffälligkeit starten! Aber um die VERMUTUNG wirklich zu überprüfen und deine Theorie zu bestätigen braucht’s:
    * VIEL mehr Daten (mindestens 30, besser 300), d. h. einen längeren Beobachtungszeitraum.
    * WENIGER Einschränkungen, bzw. mehrere verschiedene Vergleichsparameter (wie viel Tsunamis pro Jahr, pro Jahrzehnt? Was kommt raus, wenn man nach Jahren, Wochen, Monaten, Jahreszeiten einteilt und nicht nach Vollmondzeiten?? Wann war der Mond erdnah?), die möglichst noch auf schon vorhandenem Wissen begründet sein sollten (also nicht: Wie viele Kinder wurden in diesem Jahr geboren? War Ostern in diesem Jahr besonders früh? Wie viel Micky Maus Hefte wurden in diesem Jahr verkauft?).

    Finde den Zusammenhang spannend und überprüfenswert! Aus statistischer Sicht sind die Überlegungen bis hierher leider nicht zu halten …
    Vollmond wird trotzdem schön!
    GLG Mary

    • Jörg & Pat | 8. August 2014

      Liebe Mary,
      vielen Dank für diese ausführlichen und interessanten Ausführungen!
      Bezüglich des Zeitraums +/– 24 Stunden liegt allerdings ein Missverständnis vor, denn diese +/– 24 Stunden werden nicht zu „einem Tag“ hinzuaddiert, sondern zum „Zeitpunkt des Vollmonds“, der sozusagen unendlich kurz ist. Also sind es ZWEI Tage! Insofern müsste man nochmals nachrechnen, was erwartbar ist! Wir haben in Erinnerung, dass die Stichprobe ruhig klein sein kann, wenn die Abweichung entsprechend groß ist, es ergibt dann dennoch eine signifikante Aussage, oder?
      Liebe Grüße
      Jörg & Pat

  3. Anna Miodonska | 8. August 2014

    Das würde dann wieder dafür sprechen, dass wir – auch wenn wir nicht an einem rituellen Mondzirkel teilnehmen – die ‚Friedensarbeit‘ um die Vollmondzeit herum besonders achtsam mit einer persönlicher Friedens-Praxis (welcher Art auch immer) ergänzen, denn der Dialog zwischen unserem Geist (Wind) und unseren Emotionen (Wasser) wirkt sowohl ins kollektive Gedanken- wie ins morphogenetische Feld der Erde – hm, fraktale Frage: ist das eine neue Elementar-Erinnerung… ? 😉 > ‚Ausser wir tun es…‘ > aktuelles Friedensfeld vom 8.8.2014 > https://www.youtube.com/watch?v=lg-fegIXXcc#t=14

    • Jörg & Pat | 8. August 2014

      Um in dieser Symbolik zu bleiben:
      Der Wind (Geist) spielt bei Tsunamis keine bedeutende Rolle, es ist die Erde (Körper), die bebt und somit die Welle im Wasser (Gefühle) erzeugt …

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