Ist »der Mond« weiblich oder männlich?

Wenn man sich die beiden Urprinzipien »weiblich« und »männlich« vor Augen führt, ist man geneigt, das weibliche, empfangende Prinzip dem Mond zuzuordnen und das männliche, schöpferische Prinzip der Sonne. Und die meisten Sprachen, in denen Hauptwörter ein Geschlecht haben, spiegeln dies wider, wie zum Beispiel die romanischen Sprachen (Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch). Es gibt aber eine ganze Reihe von Sprachen, wie zum Beispiel Deutsch, Norwegisch, Polnisch, Slowenisch, Serbisch oder Tschechisch, in denen der Mond männlich ist. Ist also doch mehr männliche Qualität im Mond enthalten, als man gemeinhin annimmt?

Aufschlussreich ist hierzu ein Blick in die Mythologie verschiedener Kulturen. Dort begegnen uns sogenannte Mondgottheiten, die dem Mond zugeordnet werden und ihn verkörpern. Es findet sich eine große Anzahl von Göttinnen, wie zum Beispiel die römische Göttin Luna (siehe Abbildung rechts), die griechische Selene, die chinesische Chang’e oder Mama Killa, die Mutter Mond der Inka.

Es gibt aber ebenso viele männliche Vertreter, so beispielweise den Gott Mani in der nordischen Mythologie, den Mondgott Anningan der Inuit oder den altägyptische Mondgott Toth (siehe Abbildung unten). Wir haben es nicht abgezählt, aber es hält sich in etwa die Waage zwischen weiblichen und männlichen Repräsentanten. Erstaunlich!

Mittlerweile wissen wir alle, dass sich weibliche und männliche Aspekte des Lebens in vielen Bereichen ausdrücken und zeigen, und dass jede Frau ebenso männliche Prinzipien in sich trägt und zum Ausdruck bringt, wie ein Mann weibliche Seiten hat und erlebt.

Die alten Weisheitslehren vermitteln dies schon lange – so die griechische Hermetik: »… alles hat männliche und weibliche Elemente, Geschlecht offenbart sich auf allen Ebenen.« oder das chinesische Denken mit den im Wechselspiel stehenden Prinzipien von Yin und Yang. Wäre es also nicht naheliegend, auch im Mond beides zu finden?

Uns gefällt der Gedanke, dass der Mond weibliche und männliche Elemente vereint. Es macht unseren Erdtrabanten noch sympathischer. Vielleicht fühlen sich Männer wie Frauen deshalb vom Vollmondlicht angezogen?

1 Kommentar

  1. Gudrun | 5. April 2024

    Ich denke auch, dass es nicht entscheidend ist, ob wir der Sonne 🌞 eine Männlichkeit oder dem Mond eine Weiblichkeit zuschreiben oder umgekehrt. Ich tendiere zwar schon eher dazu, die Sonne männlich zu deuten und entsprechend der Mond mit den Zyklen dem Weiblichen. Doch es geht darum, dass beide Entitäten sich ergänzen und die eine ohne das andere nicht existieren können. Als Prinzip oder Naturgesetz bedingen sie einander. Das Männliche kann ohne das weibliche Dazutun kein neues Leben hervorbringen. Vergleichbar ist das mit dem Gottesbild, das nicht einseitig männlich ist, sondern auch das Weibliche in sich vereint. Sonst wäre bei der Schöpfung kein Leben entstanden.

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