Der Hase auf dem Mond

Haben Sie schon einmal in vorbeiziehenden Wolken ein Gesicht oder die Formen eines Tiers gesehen? Diese Tendenz unserer Wahrnehmung, in Strukturen ein Bild oder Muster zu finden, nennt man Pareidolie (aus dem Griechischen eidolon = Bild). Im Grunde ist dies eine Sinnestäuschung, in der wir Gegenstände subjektiv verändert sehen. Es kann aber Spaß machen und die Fantasie beflügeln, solche Formen zu suchen und zu finden. Kinder sind darin ja bekanntlich besonders gut.

Schöne Beispiele solcher Bilder, die der Mensch zu erkennen glaubt, finden sich auf der Oberfläche des Mondes, die besonders bei Vollmond gut zur Geltung kommen. Und es gibt eine ganze Reihe von Formen und Gestalten, die Menschen über die Jahrhunderte in den Mondlandschaften gesehen und beschrieben haben. Interessanterweise unterscheiden sich diese Bilder von Kultur zu Kultur, was darin begründet liegt, dass man ein Bild vor allem dann sieht, wenn man es erwartet und wenn es in der eigenen Kultur eine Bedeutung hat.

Während man in Mitteleuropa beispielsweise vom »Mann im Mond« spricht (siehe mittlere Darstellung), ist in China der »Hase im Mond« von großer Bedeutung (siehe rechte Darstellung). Dies geht zurück auf eine buddhistische Erzählung. Darin ist von einem Hasen die Rede, der eine große Tat der Nächstenliebe vollbringt, indem er sich für einen armen hungrigen Mann selbst als Nahrung anbietet und sich dafür in ein Feuer wirft. Er verbrennt jedoch nicht und der Mann, der von dieser Tat und der Hingabe tief berührt ist, gibt daraufhin das Bild des Hasens auf den Mond, um dort, für alle Menschen sichtbar, an die Tugend des Mitgefühls und an die Unsterblichkeit zu erinnern.

So bieten die dunklen Flecken des Mondes, die sich Mondmeere nennen und die eigentlich nichts weiter sind, als dunkles Basaltgestein, den Menschen Raum für Geschichten und Bilder – von unterhaltsam bis lehrreich.

Somit könnte man den Vollmond als ältestes Fernsehprogramm der Welt bezeichnen.

P.S. Mit dem Neumond am 3. Februar 2011, beginnt übrigens das chinesische Jahr des Hasen! Zu diesem Zeitpunkt wird der Hase auf dem Mond allerdings noch in der Dunkelheit der Nacht verborgen bleiben und erst beim nächsten Vollmond, am 18. Februar 2011, wieder in voller Pracht zu sehen sein.

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