Der Mond

Der Mond schlendert gelassen,
um’s Haus, durch Stadt und Gassen,
keinen Träumer gilt’s zu stören,
sein Schritt ist nie zu hören.

Silberner Vollmond, auf rundem Lichte,
rollt er vom Marktplatz zum Gerichte,
und bei des Kirchhofs Ruhestätten,
grüßt Freunde er in kalten Betten,

der Mond.

Sein Weg braucht keine Leiter,
wenn er kommt als Giebelschreiter,
über steile Schieferdächer, – schwindelfrei,
das ist er eh, ganz nebenbei.

Wie Seiltänzer die in Balance,
schlafwandelt er, versetzt in Trance,
Manche, die Tag’s sich bieder gaben,
und And’res nun im Sinne haben,

der Mond.

Er lässt die Köter bellen,
und leuchtet helle den Gesellen,
die spät bei Nadel und Faden,
noch am off’nen Fensterladen.

Schielt neugierig um alle Ecken,
wo Schatten sich verstecken,
und treibt mit ihnen Handel,
ob machbar wär‘ ein Wandel,

der Mond.

Beim Brunnenspiegel macht er Pause,
nur fromme Nonn‘ in ihrer Klause,
macht sein Scheinen nicht so trunken,
wie letzte Zecher die Spelunken.

Doch am liebsten mag er schauen,
in die Gemächer jener Frauen,
die sich in schwülem Schlafe winden,
ersehnend Lieb‘ und Lustempfinden,

der Mond.

Dann küsst er diese Weiber,
und läßt die schönen Leiber,
sich selber überlassen,
und wandert weiter durch die Gassen,

der nächsten Nacht entgegen,
auf leisen Flügelschlägen,

der Mond,

der Mond.

D.Mc.C. [Oliver Becker]


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