Die Mondsichelmadonna

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Die Mondsichelmadonna ist die Darstellung einer Mariengestalt, die von Sonnenstrahlen umgeben ist (daher wird sie auch Strahlenkranzmadonna genannt) und eine Mondsichel unter ihren Füßen zeigt. Oft sind außerdem Sterne um ihren Kopf zu sehen. Dieses Bildnis geht zurück auf den Bibeltext »Die Frau und der Drache« aus der Offenbarung des Johannes, Kapitel 12. Darin wird der Kampf des Himmels gegen den roten Drachen beschrieben, der das Böse in der Welt verkörpert.

Offenbarung 12, Vers 1
(Übersetzung: Luther, 1984)
Die Frau und der Drache
[1] Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.

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Die erste bildliche Darstellung dieser Madonna findet sich in einem Werk aus dem Hochmittelalter, dem »Hortus Deliciarum« (lat. Garten der Köstlichkeiten), verfasst Ende des 12. Jahrunderts von der Abtissin Herrad von Landsberg (ca. 1125–1195). Es handelt sich um die erste von einer Frau verfasste Enzyklopädie, damit wurde also auch die Mondsichelmadonna erstmals von einer Frau dargestellt.

In den folgenden Jahrhunderten wurde die Madonnendarstellung mit der Mondsichel sehr populär, es entstanden zahlreiche Bilder und Plastiken, die vor allem in Kirchen gezeigt wurden und bis heute zu bewundern sind.

Auch der flämische Maler Peter Paul Rubens (1577–1640) stellte die Jungfrau Maria auf seinem Bild »Das apokalyptische Weib« (1623–25) auf einer Mondsichel stehend dar, wobei er den Mond als Kugel malte und die Mondsichel durch eine Verdunkelung von Wolken visualisierte. Dieselbe Art der Darstellung des Mondes findet sich auch auf seinem Bild »Unbefleckte Empfängnis« (1628/29). Dort sind außerdem die Sonnenstrahlen und die Sternenkrone über dem Kopf der Maria sichtbar.

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Es ist faszinierend, wie diese alten ikonischen Darstellungen entstanden sind und welche Rolle der Mond hierbei spielt. So werden wir an die Ewigkeit erinnert und vergessen unsere kleinen Alltagssorgen.

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